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Top Gun kännsch, oder?

Die Miramar Air Show 2024 ist die grösste Flugshow der USA und findet dieses Wochenende auf der Marine Corps Air Station Miramar in San Diego statt. Während drei Tagen pilgern total rund 400'000 Besucher auf die Militärbasis. Sensationell: Der Eintritt ist für alle Besucher kostenlos. Sozusagen Tax-Dollars at work!

Um 08:30 Uhr fahren wir los, vorher überprüfen wir nochmals, ob wir alles in unseren transparenten Rucksack eingepackt haben. Es gilt Clear-Bag-Policy, wie an allen Grossanlässen. Zudem gibt es eine lange Liste von verbotenen Gegenständen, wir haben alles genaustens durchgelesen und nichts Kritisches dabei. Was sonst nie im Leben möglich wäre, machen wir heute. Wir betreten eine US-Militärbasis! 

 

Die Marine Corps Air Station Miramar (MCAS Miramar) liegt 25 Autominuten von unserer Wohnung entfernt. Sie ist die Heimat der 3rd Marine Aircraft Wing, einer wichtigen Einheit für die Unterstützung von Bodentruppen durch Luftoperationen. Goose, hat’s ja leider nicht geschafft und Maverick ist mittlerweile pensioniert, mal schauen, ob die Nachfolger den Laden im Griff haben! Top Gun wurde hier gedreht und spielt auf dieser Basis!

 

Da wir keinen amerikanischen Pass haben, müssen wir nach der Taschenkontrolle durch einen zusätzlichen Sicherheitscheck. Bei diesem werden durch den NCIS unser Pass geprüft und unsere Fingerabrücke registriert. Nein, Tony DiNozzo und Abey Sciuto habe ich leider nicht gesehen, aber die Jacken haben sie die Gleichen. Zusätzlich erhalten wir einen knallgelben Besucherbadge, welchen wir immer sichtbar tragen müssen. Das ganze Prozedere inkl. Anstehen dauert für Ausländer ca. 1.5 h. Sie hatten vermutlich die Anzahl Besucher mit ausländischen Pässen unterschätzt. Wir haben Glück, dass der Himmel noch bedeckt und das lange rumstehen so erträglich ist. Nicht ganz so entspannt ist ein Ehepaar aus dem grossen Kanton etwas weiter hinter uns. Die schimpfen die ganze Zeit vor sich hin, dass aufgrund der Wartezeit nun die Ferien ruiniert seien, alles super schlecht organisiert, einfach eine Katastrophe. Ich bin kurz davor auf Deutsch nach hinten zu rufen, dass sie doch bitte gehen sollen! Good Vibes only! An Mami und Papi: Natürlich habe ich das nicht gemacht, gute Manieren eben! :-)

 

Kaum sind wir drin, haben wir die Wartezeit auch gleich vergessen! Wohoooo! Eine Ausstellung, bei welcher von gepanzerten Fahrzeugen bis zum riesigen Transportflugzeug alles hautnah besichtigt werden kann. Nicht nur das, wir dürfen auch rein und die Militärangehörigen stehen Rede und Antwort und erklären einem alles. Fragen stellen erwünscht! Was mich am meisten erstaunt, ist der Kabelsalat in den grossen Transportfliegern. 

Wieso das so ist, wird mir auch gleich erklärt: Eine Abdeckung würde wertvollen Platz wegnehmen und wäre zusätzlicher Ballast. Zudem bleibt bei einem Defekt im Einsatz keine Zeit um die Abdeckung auszubauen. Da zählt unter Umständen jede Minute und schön ausschauen müsse es nicht, die Flieger seien Arbeitstiere. Also ich finde die Flugzeuge trotzdem schön!

 

An der Flugshow, die seinesgleichen sucht, sind die legendären Blue Angels der Navy die Hauptattraktion. Sie haben nicht nur ihre knallblauen Jets dabei, auch ihr Transportflugzeug "Fat Albert" kommt zum Einsatz. Die Marine Air-Ground Task Force, demonstriert die koordinierte Zusammenarbeit von Luftunterstützung, Artillerie und Infanterie. Explosionen soweit das Auge reicht, Fahrzeuge hängen an Helikoptern und Militärjets fliegen atemberaubende Manöver. Die Helden der Luft trotzen der Schwerkraft und verlangen den Jets alles ab! Wir sehen sogar das Feuer in den Triebwerken der Jets, wenn sie beschleunigen. Der Lärm ist ohrenbetäubend, eher gehörsprengend und vibriert einem durch den ganzen Körper. Zum Glück sind wir mit Gehörschutz ausgerüstet, das Militär lehnt nämlich jegliche Haftung in Form von Hörschäden ab! Jetzt fliegt irgend ein Verrückter einen Redbull-Helikopter wie ein Henker, der Rotor ist gerade unten er fliegt oder fällt oder was auch immer kopfüber. Damit alle Besucher wissen, wo sie wann hinschauen müssen, erklärt der Show-Moderator über Lautsprecher was alles passiert und schaltet sich zum Teil direkt in die Cockpits ein. Die Piloten plaudern auch noch locker, wenn zwischen +9 und -3 g auf sie einwirken. Ich werd' verrückt!

 

Wer die Sonnencreme vergessen hat; ebenfalls kein Problem "Operation Sun SCREEN" kümmert sich darum! Am Stand von La Roche-Posay stehen 5 Liter Sonnencreme-Flaschen bereit, an denen man sich 60er Sonnencreme rauspumpen kann.  An der Parade mit Pferden, Flaggen und Blasmusik laufen auch 50 Marines direkt bei Zuschauern vorbei. Selbstverständlich stehe ich in der vordersten Reihe und gebe jedem ein «High-five»! Ev. bin ich ja die einzige Schweizerin, die das bisher machen durfte! Auch kulinarisch ist der Event ein absoluter Volltreffer. Das Who-is-who der regionalen Foodtruck-Szene steht aufgereiht bereit. Ein so vielfältiges Angebot, wir können uns kaum entscheiden. Auch hier eindrücklich: In welchem Tempo, sie die Menüs rauslassen und wie perfekt der Nachschub funktioniert. 

 

Wenn ich einen dieser Vögel nachhause nehmen könnte, welcher wäre das? Ganz klar eine Boeing V2 Orsprey! Die Osprey ist ein Tiltrotor-Flugzeug, das die Fähigkeit eines Helikopters zum vertikalen Start und Landung mit der Geschwindigkeit eines Flugzeugs kombiniert. Die Rotoren können sich um 90 Grad drehen, sodass das Flugzeug zwischen Helikopter-Modus und Flugzeug-Modus wechseln kann. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 500 km/h ist sie auch schneller als ein herkömmlicher Helikopter. Die Einsatzvielfalt ist beeindruckend. Die V-22 wird für eine Vielzahl von Missionen eingesetzt, darunter Truppentransporte, Nachschublieferungen, medizinische Evakuierungen und sogar Kampfeinsätze. Sie ist besonders wertvoll für Missionen in abgelegenen Gebieten, in denen herkömmliche Flugzeuge nicht starten oder landen können. Mit einer Reichweite von 1'600 km, muss ich dann aber einige Male zwischenlanden, bis ich in der Schweiz bin. Was aber top ist; mein gesamtes Gepäck inkl. Velo könnte ich easy nachhause bringen. H-P kann sich nicht entscheiden, er schwankt zwischen Riesen-Transportvogel und Super-Duper-Düsenjet! ....aha dann doch einen F-35!

 

Wir sind wortwörtlich 6 h lang auf einem Höhenflug und restlos begeistert! Das war ein sensationeller Tag, wir haben viel gelernt und erlebt! 

San Diego we love you!

 

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